Urlaub macht das Leben schwer
Carina, Grundschullehrerin, und Jonas, Vertriebsleiter bei einem Autozulieferbetrieb, waren seit 5 Jahren verheiratet und meistens glücklich miteinander. Ihre Freizeit verbrachten sie manchmal gemeinsam, manchmal getrennt. Jonas liebte Sport: Radfahren, Laufen und Skifahren. Samstagabend schaute er meistens mit Kumpels Fußball und trank ein paar Bierchen. Für Carina war das kein Problem. Den gemeinsamen Skiurlaub genoss sie in vollen Zügen und wenn sie keine Lust auf Laufen hatte, ging sie ihre eigenen Wege, die direkt zu ihren Freundinnen führten. Ein gemütlicher Kaffeplausch, Wellness, Wandern oder Kultur, in ihrer Clique war immer etwas los.
Schwierig wurde es nur, wenn das Thema Sommerurlaub ansteht. Jonas wollte jede Menge Action und Abenteuer, aber nicht im Süden, weil es ihm da zu heiß für den Sport war. Carina wollte faul in der Sonne liegen, lesen und die Sehenswürdigkeiten vor Ort besichtigen. Am liebsten im Süden, weil es dort schön warm war.
In den letzten fünf Jahren hatte Carina jedes Mal nachgegeben. Sie kannte jetzt Island, Norwegen, Wales, Estland und die schöne Schweiz. Die Urlaube waren nicht so ganz nach ihrem Geschmack, aber Jonas zuliebe hatte sie sich damit arrangiert. Doch in diesem Jahr wollte sie endlich wieder einmal ans Meer. Und zwar im Süden. Sie hatte schon einige Versuche unternommen, Jonas dazu zu überreden, aber bisher ohne Erfolg. Heute Abend wollte sie einen neuen Anlauf nehmen.
Nachdem Carina und Jonas ihr Abendbrot, Putensteak auf Toast, mit Champignon überbacken, beendet hatten, saßen sie noch bei einem Glas Weißwein und einem Bier am Tisch. Gemütliche Abende zuhause waren eher selten und umso mehr schätzten es beide, den Tag langsam ausklingen zu lassen. Deshalb hielt Carina diesen Augenblick für günstig, um das Thema Urlaub am Meer in aller Ruhe noch einmal anzusprechen. „Ich würde so gerne mal wieder in den Süden fliegen. In der Sonne liegen …“,
„und schwitzen“, unterbrach Jonas sie schon beim ersten Satz. „Darauf habe ich überhaupt keine Lust. Das ist öde und langweilig.“ Dann kam er richtig in Fahrt. „Meinst du, ich lege mich den ganzen Tag an den Strand? Du weißt doch genau, dass ich Action brauche im Urlaub. Da kann ich mich am besten entspannen. Den ganzen Stress aus der Arbeit abbauen. Und du hast doch eh den halben Sommer keine Schule. Da kannst du oft genug ins Schwimmbad gehen und dich sonnen.“
Doch Carina wollte nicht gleich aufgeben und startete noch einen Versuch.„Aber du könntest im Süden doch auch …“
Jonas ließ sie gar nicht ausreden und erstickte ihren Vorschlag schon im Keim. „Nein, Carina, schmink dir das ab. Wir fahren nicht in den Süden.“ Mit diesen Worten stand er auf und verließ das Zimmer.
Als Carina ihn in der Diele rumoren hört, lief sie ihm nach. Verwundert sah sie, dass er seine braune Lederjacke anzog.
Mit verärgertem Gesichtsausdruck wandte er sich ihr zu. „Ich treff mich noch mit den Jungs. Du musst nicht auf mich warten.“ Und schon war er weg.
Nun war auch Carina verärgert. Der Abend war im Eimer und sie hatte nichts erreicht. Um 23 Uhr ging sie zu Bett. Jonas war noch nicht zurück. 
Die Auflösung der Geschichte mit Reaktion 6
Am Morgen herrschte Eiszeit. Die beiden sprachen kaum ein Wort miteinander. Das hatte Jonas noch nie erlebt und er fand es ausgesprochen ungemütlich, deshalb kam er am Abend mit einem kleinen Veilchenstrauß, Carinas Lieblingsblumen, heim. „Es tut mir Leid. Es war blöd von mir, gestern einfach abzuhauen.“ Mit diesen Worten überreichte er Carina den Strauß. Völlig überrascht holte Carina eine kleine Kristallvase und stellte die Blumen ins Wasser. Dann ging sie zu Jonas ins Wohnzimmer und setzte sich neben seinem Sessel auf die weiche Ledercouch. Er blickte ihr ins Gesicht und wartete auf ihre Reaktion.
„Okay, das Thema Abhauen ist erledigt. Aber über den Urlaub müssen wir trotzdem sprechen.“
Jonas Kiefer zuckte, aber er schwieg.
Ich habe jetzt fünf Jahre nachgegeben und wir sind immer dorthin gefahren, wohin du wolltest. Es war nett, manche Ziele waren auch toll, aber es war nie die Art von Urlaub, die ich am liebsten habe. Und ich finde es nicht fair, dass du nicht einmal einen Kompromiss in meine Richtung machst. Du blockst sofort alles ab, ohne dir überhaupt anzuhören, was ich genau will.“
Jonas schüttelte unwillig den Kopf. „Ich weiß doch, dass du ans Meer willst und das will ich nicht.“
„Es gibt viele Strände, viele Länder und unterschiedliche Temperaturen zu verschiedenen Jahreszeiten. Ich denke, wir können hier schon etwas finden, dass uns beiden Spaß macht. Aber wenn du dich nicht bemühst und mich nicht ernst nimmst, kannst du in Zukunft alleine in Urlaub fahren.“ Carina war fest entschlossen, sich dieses Mal durchzusetzen.
„Jetzt hab dich doch nicht so. Bisher war es doch immer schön im Urlaub“, beharrte Jonas auf seinem Standpunkt.
„Ja, und das soll es auch dieses Mal werden. Du kannst gerne das Ziel und das Hotel aussuchen. Aber es muss am Meer liegen und es sollte schon so 25 Grad haben. Das ist mein letztes Wort.“
Jonas betrachtete Carina nachdenklich, als suche er etwas in ihrem Gesicht. Dann zuckte er mit den Achseln. „Okay, 25 Grad als Maximum am Meer. Da finde ich was Schönes.“ Damit war das Thema für ihn beendet. Einfach so.
Die Auflösung der Geschichte mit Reaktion 2
… Um 23 Uhr ging sie zu Bett. Jonas war noch nicht zurück. Carina wälzte sich im Bett und konnte nicht einschlafen. Die Diskussion hatte sie aufgewühlt. Hätte Sie das Thema vorsichtiger angehen sollen? Aber sie hatte sich eigentlich nichts vorzuwerfen. Sie hatte doch nur einen Wunsch geäußert. Doch Jonas verstand das nicht. Und jetzt war er sauer auf sie. Obwohl sie auch sauer sein könnte. Morgen Abend würde sie sein Lieblingsgericht, Rindersteak mit grünen Bohnen und Pommes, kochen. Dann beruhigte er sich schon wieder.
Um Mitternacht kam Jonas heim und schlüpfte neben Carina ins Bett. Obwohl Carina hellwach war, stellte sie sich schlafend.
Am nächsten Morgen war Carina ungewöhnlich ernst und zurückhaltend, aber nicht unfreundlich. Jonas wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Mit der Ausrede, dass er ganz früh schon eine Besprechung hatte, trank er seinen Kaffee im Stehen und machte sich dann vom Acker.
Als er am nächsten Abend von der Arbeit kam, zog ihn der Duft gleich in die Küche. Dort sah er seine Leibspeise vor sich hin brutzeln. „Prima“, dachte er, „Carina hat ein schlechtes Gewissen. Damit ist der nächste Urlaub gebongt.“ Gutgelaunt küsste er sie zur Begrüßung und setzte sich in die geräumige Essecke im Wohnzimmer. Carina trug das Essen auf.
„Das schmeckt heute besonders gut. Da hast du dich mal wieder selbst übertroffen!“, Jonas war voll des Lobs und erzählte während des Essens ganz entspannt von den Erlebnissen des Tages. 
Carina fühlte sich nicht so wohl. Sie traute dem Frieden nicht und wartete darauf, dass die Rede auf den Urlaub kam. Doch Jonas schwenkte jetzt zum Thema Wochenende und schlug für Samstag einen Kinoabend vor. Da Jonas kein Wort über den Verlauf des gestrigen Abends verlor und auch das Thema Urlaub hartnäckig mied, nahm Carina ihren ganzen Mut zusammen und sprach das Thema noch einmal an: „Was ist denn jetzt mit dem Urlaub?“
Jonas sah sie fragend an. „Was soll damit sein?“
„Wir konnten gestern nicht mehr darüber reden, weil du einfach gegangen bist. Ich hatte vorgeschlagen, ans Meer zu fahren. Das weißt du doch.“
„Und ich habe dir gestern gesagt, dass du dir das aus dem Kopf schlagen sollst. Wir fahren nicht ans Meer. Das ist mein letztes Wort. - Gibt es noch Nachtisch?“
Schweigend stand Carina auf und eilte in die Küche. Sie hatte Tränen in den Augen. Stillschweigend überlegte sie, welche Alternativen sie hatte. Sollte sie mit einer Freundin in den Urlaub fahren? Dann wardie Stimmung garantiert für längere Zeit im Eimer. Das wollte sie nicht. Und eigentlich war es im Urlaub mit Jonas auch immer ganz nett gewesen. Vielleicht konnte Jonas dieses Mal ja ein Hotel an einem See aussuchen und sie fuhren im nächsten Jahr ans Meer.