Nonverbale Signale

Die Haltung spart eine Menge Worte

Meeting - Nonverbale Signale „Ich habe den Eindruck, Herr Brunner hat überhaupt nicht gemerkt, dass ich bei der Besprechung anwesend war“, beklagte sich Sophie, während sie ihre Tagliatelle auf die Gabel fädelte. Zusammen mit Martina verbrachte sie ihre Mittagspause in der Kantine des Versicherungskonzerns „Securcora“, in dem beide als Business-Analystinnen arbeiteten. Nach Beendigung ihres Studiums vor drei Jahren waren sie gemeinsam in ihr Arbeitsleben bei „Securcora“ eingestiegen und bemühten sich nun nach Kräften, die Karriereleiter emporzusteigen. Doch das war leichter gesagt als getan.

Während Martina sich die würzige Tomatensauce auf der Zunge zergehen ließ und sich darüber freute, dass ausgerechnet ihre Kantine die beste in der Stadt war, überlegte sie, wie sie Sophie am besten antworten sollte. Sie war bei besagter Besprechung anwesend gewesen und hatte den gleichen Eindruckgehabt. Über ihre Vermutung, woran es gelegen hatte, würde Sophie nicht gerade erfreut sein. Das war ihr klar. Deshalb versuchte sie es zunächst mit einer ausweichenden Antwort, um ihre Freundin nicht vor den Kopf zu stoßen.
„Das ist heute nicht so glücklich gelaufen. Das neue Projekt in deinem Bereich hat interessant geklungen und ich hätte es dir wirklich gegönnt, aber gegen Kollege Bremstaller hattest du keine Chance. Er zieht gerne die ganze Aufmerksamkeit auf sich und lässt seinen Charme spielen. Und davon hat er reichlich.“
„Das stimmt natürlich, aber trotzdem: Herr Brunner hat mich als Alternative nicht eine Sekunde in Erwägung gezogen. Es war, als wäre ich gar nicht anwesend. Dich hat er ins Gespräch einbezogen. Mich nicht! Wir waren nur sieben Leute. Das ist doch übersichtlich. Also woran liegt es? Hast du eine Ahnung?“
Da Sophie die Ursache wirklich wissen wollte, rang Martina sich zu einer ehrlichen Antwort durch. „Ich fürchte, es liegt an deinem Auftreten.“
„Was? Das glaube ich jetzt nicht!“
Doch Martina ließ sich von diesem Einwand nicht bremsen. „Ich war doch vor drei Monaten auf dem Fortbildungskurs und da haben wir Übungen dazu gemacht, wie wir auftreten, wie unsere Haltung ist und was das auf die anderen ausstrahlt. Maus - nonverbale SignaleSeitdem achte ich mehr darauf und deshalb fällt es mir auch bei anderen auf. Als du den Raum betreten hast, bist du ganz am Rand entlang gehuscht und hast dich auf deinem Stuhl ziemlich klein gemacht. Die Hände hast du im Schoß gefaltet, die Schultern nach vorne gekrümmt und deine ganze Haltung hat angespannt gewirkt. Die meiste Zeit hast du auf deine Unterlagen gestarrt und kaum einmal Blickkontakt aufgenommen. Nur mich hast du ein paar Mal angelächelt. Du hast dich kein einziges Mal zu Wort gemeldet. Eigentlich ist es kein Wunder, dass Brunner dich übersehen hat.“ 
Sophie fühlte sich angegriffen. Sie hatte sich in der Runde unsicher gefühlt, das war ihr durchaus bewusst, aber wie genau Martina das wahrgenommen hatte, ärgerte sie. „Und, was soll ich anders machen?“
Da sie mit dem Essen mittlerweile fertig waren, schob Martina die Essenstabletts auf die Seite, um auf dem Tisch Platz zu gewinnen und blickte Sophie dann direkt an. „Spiel doch mal einen Platzhirsch.“
Diese Antwort hatte Sophie nicht erwartet.“
„Jetzt hier? Einfach so?“
„Klar, stört doch keinen.“
"Soll ich auch laut röhren?", fragte sie grinsend.
"Nein, natürlich nicht. Du sollst ja keinen richtigen Hirsch spielen, sondern dich wie ein Platzhirsch verhalten. Also los, mach mal." Gespannt wartete Martina darauf, ob Sophie den Mut hatte, sich auf dieses Spiel einzulassen. 
Platzhirsch - nonverbale SignaleSophie blickte sich um. Alle waren mit Essen beschäftigt. Martina immer mit ihren verrückten Ideen, dachte Sophie, aber gut, warum nicht. Ihren Ärger hatte sie schon wieder vergessen. 
„Okay, also als Platzhirsch lasse ich hier am Tisch den Chef raushängen. Ich mach mich groß, breite die Arme auf der Tischplatte aus und nehme möglichst viel Raum ein.“
Bei dieser Erklärung setzte sich Sophie aufrecht hin, nahm die Schultern zurück und legte beide Unterarme auf den Tisch. „Dann schau ich alle an, als erwarte ich, dass sie mir huldigen und nicke ab und zu leutselig mit dem Kopf.“
Sie blicket sich aufmerksam nach allen Seiten um und nickte hoheitsvoll. Mit lauter, tiefer Stimme spach sie Martina an. „Na Kleine, was hast du auf dem Herzen. Soll dir der große Platzhirsch helfen?“
Die Kolleginnen am Nachbartisch schauten verwundert zu Sophie. Martina lachte laut.
„Ah, du weißt, was ich mit dem Auftreten meine. Glaubst du, Brunner würde dich so übersehen?“
„Nein, aber so kann ich mich auch nicht aufführen.“
„Das ist schon klar. Aber das Prinzip dahinter ist entscheidend. Jetzt hast du wie ein Platzhirsch gewirkt und in der Besprechung heute warst du eher eine kleine Maus.“
Die Bezeichnung „kleine Maus“ ging Sophie voll gegen den Strich, aber sie verstand, was Martina meinte. „Okay, also worauf soll ich achten, wenn ich das nächste Mal in eine Besprechung gehe?“
„Nimm deinen inneren Platzhirsch mit, aber lass ihn angeleint.“

Nonverbale Signale - Übung

Welche nonverbalen Signale sind für euch kein Problem, wenn ihr in eine Besprechung geht? Wo könnt ihr noch nachbessern?

  • Aufrechte Haltung einnehmen
  • Langsam durch den Raum gehen, ohne Eile
  • Blickkontakt aufnehmen
  • Lächeln, nicken oder ein Gespräch beginnen
  • Sich Zeit lassen beim Auswählen eines Platzes
  • Sich auf dem Stuhl aufrecht hinsetzen wie eine Königin
  • Die Hände auf der Tischplatte lassen
  • Sich interessiert umschauen
  • Zu Wort melden